Jungbutz für das ganze Jahr

Share

In Altstätten ist nun ein Röllelibutz immer präsent. Als Bronzeplastik wurde er gestern vor dem Atelier von Holzbildhauer Robert Hangartner enthüllt.

MONIKA VON DER LINDEN

11.11. – Fasnachtsauftakt. Im Städtli marschierten die Röllelibutzen auf. Ziel der Polonaise war das Atelier von Robert Hangartner. Mit dem Auftauchen der Butzen war das Geheimnis um die verhüllte Skulptur an der Churerstrasse so gut wie gelüftet.

Von der Briefmarke zur Plastik

Seit dreissig Jahren führt der Holzbildhauer in Altstätten ein Atelier. Aus Anlass dieses Jahrestages erfüllte sich der Künstler einen lang gehegten Traum: Er schuf einen lebensgrossen Jungbutz in Bronze und übergab ihn zum Fasnachtsbeginn feierlich der Bevölkerung. «Meine erste Berührung mit den Röllelibutzen hatte ich als Bub. Sie waren für mich der Inbegriff der Fasnacht», sagte Robert Hangartner. Damals sammelte er 5-Rappen-Briefmarken mit deren Abbild. Später zündete er als Feuerwehrler bengalische Feuer an der Fasnacht. «Zum dreissigjährigen Bestehen meines Ateliers wollte ich eine Skulptur darstellen, die sich durch das edle Material Bronze von anderen Werken abhebt.» Entstanden sei sie aus einem Holzrohling, abgeformt und in Bronze gegossen. «Den Rohling werde ich noch farbig gestalten, so wie ein Butz ist.» Die Bronzeplastik wiegt 160 Kilogramm, der Hohlguss hat eine Stärke von 5 Millimetern und wurde in vier Teilen gegossen.

«Seit dreissig Jahren arbeitest du im eigenen Atelier», sagte Hanspeter Küng. Er skizzierte den Altstätter Kunsthandwerker anhand der Buchstaben seines Vornamens. Robert Hangartner sei robust, wie das Material mit dem er arbeite. «Du hast offene Ohren für Kunden und Kritik.» Das B stehe symbolisch für seine sakrale Kunst. «Du bist ehrlich und ehrwürdig, wie die Werke, die Platz in Kirchenräumen finden.» Viele Stunden verbringe Hangartner alleine im Atelier. Dort nutze er die Ruhe, um Ideen zu entwickeln. «Wir wünschen dir weiter Erfolg und geniessen mit den Augen», schloss Küng.

Eine mystische Gestalt

Als Präsident der Hefari (Fasnachtsverband Schweiz) führte Ferdinand Segmüller die Zusammenhänge von Fasnacht und Kirche ein: «Der 11. 11. ist ein mystischer Tag.» Elf sei das Ergebnis der Zehn Gebote plus 1, oder der zwölf Apostel minus 1 sowie der Gedenktag des heiligen Martin von Tours.

Vom 11. November bis Weihnachten dauere es 40 Tage, ebenso lange die Fastenzeit. «Somit erinnert der 11. 11. bereits an das Fasnachtsende.»

Auch die Bronzeplastik sei eine mystische Gestalt, sagte Segmüller. «Wie ein Röllelibutz trägt er Symbole.» Die Feder im Hut sei Zeichen der Gerichtsbarkeit, der Begnadigung, die Bänder, Glaskugeln und Wasserspritze deuten auf Fruchtbarkeit. Der Röllelibutz in Bronze versinnbildliche das Brauchtum Altstättens. Der Platz solle «Wallfahrtsort» für viele Menschen werden, die sich von Altstättens Kultur anregen lassen mögen.

Pressebericht herunterladen

Pressebericht online anschauen