«Er ist mein Lieblingsheiliger»
Am 4. August erhält die Pfarrei Altstätten eine überlebensgrosse Statue des heiligen Pfarrers von Ars. Warum gerade diese Figur gestiftet wurde, berichtet Pfarrer Albert Wicki.
MONIKA VON DER LINDEN
ALTSTÄTTEN. «Die Statue wird in der Kirche nicht zu übersehen sein», sagt Pfarrer Albert Wicki. «Sie ist 182 Zentimeter gross und bekommt einen zentralen Platz.»
Wicki möchte, dass sich die Kirchenbesucher mit der Geschichte des heiligen Pfarrers von Ars auseinandersetzen. Die christliche Religion sei eine sinnliche, sagt er. Mit einer Figur könne er leichter seine Botschaft vermitteln, als allein mit einer nüchternen Tafel. «Er ist mein Lieblingsheiliger. Seine Geschichte ist keine Legende, eher eine Biographie. Sie ist glaubwürdig und macht es mir leicht, ihn zum Vorbild zu nehmen. Damals merkten das sogar kirchenferne Menschen.»
Der gleiche Beruf
Bereits zu Lebzeiten haben die Menschen in Ars ihren Pfarrer zu einem Heiligen gemacht. Sie wollten seine Ausstrahlung spüren, sich von ihm beraten lassen und ihre Beichte ablegen. «Wenn ich predige, erwarten die Leute auch, dass ich mit meinen Worten glaubwürdig bin.»
«Ich habe den gleichen Beruf und wollte schon lange an den Ort seines Wirkens reisen.»
Im vergangenen Sommer war Wicki das erste Mal in dem beschaulichen Ort. «Lourdes und Ars – das sind zwei Welten. In Ars gibt es keine Läden und nur ein Hotel. Im Zentrum steht die Kirche.» Der Pfarrer von Ars hielt es ebenso. «Mich beeindruckt, wie sehr er für seine Gemeinde da war.»
Nur wenig Gottesliebe
Weil Jean-Marie Vianney als wenig gebildet galt, schickte man ihn in die kleine Pfarrei mit 240 Einwohnern. «Es sei ein Volk mit wenig Gottesliebe, gab man ihm mit auf den Weg.» Obwohl die Menschen nichts mit Gott zu tun haben wollten und ihren Pfarrer ablehnten, habe er nie das Handtuch geworfen.
Ziehen Sie Parallelen zu Ihrer Stellung als Pfarrer?
«Gottlos sind die Menschen hier nicht. Ich leide darunter, dass ich in keiner der fünf Pfarreien in der Seelsorgeeinheit Altstätten daheim bin. Es wäre schön, hätte ich nur eine Pfarrei und könnte für die Leute so da sein wie der Pfarrer von Ars.» Jean Marie Vianney habe damals die Kirche gebaut. Zuerst mit dem Gebäude das Äussere und dann mit der Gemeinde das Innere.
Nun bekommt die Pfarrei Altstätten diese Statue. Hatte Ihr Besuch also eine Langzeitwirkung? «Ja, ich fühle mich diesem Heiligen verbunden. Er hatte die gleichen Sorgen: Er kam als Pfarrer an einen fremden Ort und wusste nicht, was ihn erwartete. Er war konfrontiert mit vielen Menschen, die sich nicht für die Kirche interessierten. Ich bewundere ihn, weil er in der Vermittlung der Gottesliebe hartnäckig blieb.»
Ausdruck von Dankbarkeit
Vor einigen Monaten begleitete Albert Wicki einen Pfarreiangehörigen und schenkte ihm ein Medaillon aus Ars. «Während eines Gesprächs äusserte er die Idee, eine Statue zu stiften; aus Dankbarkeit für die Fürsprache. Seine Gebete wurden erhört.» Dieser Dank solle in der Holzstatue Ausdruck finden und Mut machen. Deshalb werde sie in der Kirche aufgestellt. Den Rat, das Geld lieber den Armen zu geben, befolgte er insofern, als er den gleichen Betrag der Mission eines Schweizer Klosters spendete, sagt Wicki.
Figur mit Gestik und Mimik
Dem Heiligen eine Gestalt gegeben hat Robert Hangartner. «Ich kenne ihn als einen Holzbildhauer, der gerne und gut Heiligenfiguren schnitzt. Er lebt im Ort und steht der Kirche nicht nur geographisch nahe.»
Der Eichenstamm, aus dem er den Pfarrer von Ars herausgearbeitet habe, sei ein Symbol für Langlebigkeit, sagt Hangartner. «Die meisten Bilder sind ein Abbild seiner Totenmaske. Ich wollte einen freundlichen Menschen mit Gestik und Mimik darstellen. Er drückt Bescheidenheit und Demut aus.»
Er hoffe, er habe die Zeitzeichen erkannt und könne mit seinem Schaffen etwas bewirken, im Sinne des Stifters. «Die Kirche ist kein Museum, sondern ein Lebensraum. Da haben Votivfiguren auch heute noch Platz», ist Hangartner überzeugt.