Von der Werkbank ins Feld

Share

Von der Werkbank ins Feld

gallery_large_tbrt_20160711_8x5m2_h5

Mit der langen Linse im Anschlag «schiesst» Robert Hangartner auf Vögel, Amphibien und Insekten. Diese Woche hat er einen Waldwasserläufer fotografiert und gemeldet. (Kurt Latzer/Robert Hangartner)


Robert Hangartner aus Altstätten hat sich als Holzbildhauer und Naturfotograf einen Namen geschaffen. Kürzlich hat er die Weiterbildung zum Feldornithologen erfolgreich abgeschlossen.

ALTSTÄTTEN. Es ist früh am Morgen. Noch liegt der Tau auf den Spitzen der Gräser im Riet. Insekten tanzen noch keine über die spiegelglatte Wasseroberfläche eines Biotops, als Robert Hangartner seine «Waffe» in den Anschlag bringt.Der Altstätter Holzbildhauer zielt auf einen Vogel, dessen Bild sich im Wasser spiegelt. Nachdem Robert Hangartner das Tier auf den Chip seiner Kamera gebannt hat, nennt er seinen Namen: «Es ist ein Waldwasserläufer. Den hab ich schon ein paarmal beobachtet. Brüten gesehen habe ich allerdings noch keinen», sagt Hangartner.

In der Pause nimmt er dann sein Mobiltelefon aus der Tasche und gibt die Sichtung mitsamt Bild in die App der Vogelwarte Sempach ein.

Ausbildung abgeschlossen

Vor etwa zwei Wochen hat der Altstätter seine Weiterbildung zum Feldornithologen abgeschlossen. Zwei Jahre lang hat er dafür gelernt. Dazu geraten, sich weiterzubilden, hat ihm Gregor Sieber, Hangartners Meinung nach einer der besten Ornithologen in der Region. «Wir beide waren oft gemeinsam im Riet, von Gregors Wissen habe ich sehr viel profitiert», sagt der Holzbildhauer-Meister.

Über Krankheit zur Natur

Doch wie ist Robert Hangartner dazu gekommen, Vögel zu beobachten, zu fotografieren und zu melden? All jene Leute, die ihm vor drei Jahren gesagt hätten, er werde einst dieses Hobby ausüben, hätte er wohl belächelt. Alles begann, als ein Arzt vor gut fünf Jahren beim Holzbildhauer eine schwere Krankheit diagnostizierte.

«Er hat mir geraten, viel spazieren zu gehen», sagt Robert Hangartner, «und weil ich dabei zu viel Zeit hatte, über meine Erkrankung nachzudenken, habe ich meinen Fotoapparat mitgenommen.» Damit hat der Altstätter zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn gerne fotografiert hat er seit seiner Kindheit.

Einer von 2500

Ohne Vogel-Melder wie beispielsweise Robert Hangartner und Gregor Sieber wäre die Schweizer Vogelwarte in Sempach aufgeschmissen. Hangartner schätzt, dass in der Schweiz gegen 2500 ehrenamtliche Melder am Werk sind. Michael Schaad, Mediensprecher der Vogelwarte Sempach: «Bei den Arbeiten für den Brutvogel-Atlas von 2013 bis 2016 sprechen wir von 3000 freiwilligen Mitarbeitenden.» Die Melder, die langfristig und regelmässig im Einsatz stehen, beziffert Schaad mit über 2000. Im ersten Jahr seiner Weiterbildung hat Robert Hangartner 56 verschiedene Vogelarten fotografiert und gemeldet, ein Jahr später waren es 120 Arten. «Aktuell stehe ich bei 160 Arten», sagt der Holzbildhauer.

Die Vögel an ihrem Aussehen zu erkennen, hat Robert Hangartner gelernt. Als nächstes will er die Stimmen einordnen lernen, sein Gehör trainieren. «Da habe ich noch ein Defizit», sagt der Altstätter mit einem Lächeln.

Bericht: Der Rheintaler vom 10.7.2016